Bürgerentscheid zum Erhalt des „Hauses des Gastes“
Unabhängig, ob man für oder gegen den Erhalt des Hauses des Gastes gestimmt hat, das Ergebnis des Bürgerentscheids vom 15. Februar 2015, der von uns finanziell mit 500 Euro unterstützt wurde, ist eindeutig. Auch wenn nur 36,6 % der Abstimmungsberechtigten ihre Stimme abgegeben haben, so konnten 3088 Stimmen und damit 57,8 % für den Erhalt des Hauses gezählt werden. Das ist ein klares Ergebnis.
Verwaltung und Politik sind in erster Linie gefordert, den Beschluss umzusetzen. Leider ist im Laufe des Jahres 2015 nichts wirklich Greifbares herausgekommen.
Dabei ist das Haus – trotz aller unpassenden An- und Umbauten - immer noch ein beeindruckendes Beispiel der Baukunst der 1960er Jahre.
Ein Abriss dieses Hauses verhindert ein kontinuierliches Erleben des Fortschritts der Baukultur. Ferner befürchtet der Vorstand, dass eine Baulücke, die sich zur Zeit der LGS mit Zelten und fliegenden Bauten füllt, anschließend als äußerst unerfreuliche Wunde an der Stadtbucht zeigen wird. Erfahrungsgemäß steigt der Druck, so ein hässliches Loch zu füllen, mit der Zeit stark an. Sofern dann nicht der Hotelinvestor vor der Tür steht, der ein dorthin passendes Traumhotel bauen und finanzieren kann, besteht die Befürchtung, dass dort ein Bauwerk entsteht, das weder gestalterisch an die Stadtbucht passt, noch für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung steht. Viele Stadtvertreter - auch von denen, die sich heute für einen Abriss einsetzen - werden jedoch nicht müde, zu betonen, dass für sie dort ausschließlich eine öffentliche Nutzung in Frage kommen kann.
Nun ist das Objekt durch den Bürgerentscheid bis zum Februar 2017 vor dem Abbruch geschützt. Nachdem die Bürgerinitiative diese Entscheidung herbeigeführt hat, wurde ein Förderverein zum Erhalt des Objektes gegründet.
Zwar wurde das Gebäude als Büro der Architektengruppe A 24 zur LGS genutzt, und auch die ehemalige Hausmeisterwohnung etwas „aufgehübscht“, doch leider wurde auch jüngst der architektonisch so wichtige Brunnen abgerissen.
Zurzeit laufen Bestrebungen, Nutzungsideen zusammenzustellen, es wird ein neues Bürgerbegehren diskutiert. Herr Ahrens von der Bürgerinitiative versucht, mit den Lokalpolitikern ein Moratorium zu erarbeiten, damit nicht die LGS durch die Aktivitäten um ein erneutes Bürgerbegehren belastet wird. Leider gibt es hierzu noch keine konkreten Ergebnisse.
Bereits im Frühjahr 2015 hatten wir Sie darüber informiert, dass der Vorstand mit einer Publikation die architektonische Einordnung des Gebäudes klären möchte. Es ist uns gelungen, dafür die renommierte Kunsthistorikerin Dr. Karen David zu gewinnen.
Bei der Textrecherche kamen spannende Fakten zutage, die das Buch auf etwa 70 Seiten mit zahlreichen Abbildungen zeigen wird.
Bauten der Nachkriegsmoderne, gerade solche mit vernachlässigter Bauunterhaltung, sind meist nicht die Lieblinge der Bevölkerung, und doch haben sie ihre eigene Ästhetik und spezifische Schönheit. Durch gestalterische Qualität, Materialwahl und landschaftliche Einbettung zeigt sich hier der Wille der Stadt in en später 1960er Jahren, architektonische Qualität fortzuschreiben.