Bürgergemeinschaft Eutin e. V. setzt sich für eine Louise-Wagner-Straße ein

In Eutin sind zahlreiche Straßen nach den so genannten großen Söhnen der Stadt benannt. Die großen Töchter sind leider weitaus weniger vertreten. Sophie Charlotte und Elisabeth aus dem Haus der Herzöge von Oldenburg sind geehrt, aber die Gebrüder Janus und ihre Nachfahren haben nicht für eine Ehrung ihrer Schwester Juliane gesorgt. "Es ist sicherlich schwierig, in der Eutiner Geschichte ebenso viele bekannte Frauen wie Männer zu finden, aber das sollte niemanden davon abhalten, die Frauen, die eine überregionale Bedeutung haben, nicht auch zu ehren",Sprecherin der Bürgergemeinschaft Eutin e.V.

 

Eine von den Frauen, an die mit einem Platz oder einer Straße gedacht werden sollte, ist die Malerin Louise Wagner, die in der Bahnhofstraße 16 den größten Teil ihrer Kindheit und Jugendzeit verbracht hat. Ihr Vater Johannes übernahm Ende der 1870er Jahre die Leitung der Zweigstelle der Holstenbank in der Peterstraße. Louise besuchte die Höhere Töchterschule. Die Schwestern Margarethe und Louise führten den väterlichen Haushalt, beteiligten sich am gesellschaftlichen Leben und gehörten der Casino-Gesellschaft an, in der die Jugend des gehobenen Bürgertums Kontakte pflegte. Im Herbst des Jahres 1900 nahm Louise Wagner ihre künstlerische Ausbildung in Berlin auf. Für sie wie für alle künstlerisch begabten Frauen um die Jahrhundertwende war diese Entscheidung mit großen Hindernissen verbunden. Sie hatte Vorurteile und Standesdenken in Familie und Gesellschaft zu überwinden und konnte sich nur in einem der vielen Privatateliers ausbilden lassen, weil die Kunstakademien noch keine Frauen zuließen. 1902 wechselte sie nach München, wo sie sich neben dem Zeichnen und Malen hauptsächlich mit der Technik des Radierens beschäftigte und das Lithographieren erlernte, das zu einem Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit werden sollte. 1904 entstanden die ersten radierten Eutin-Ansichten. Sie unternahm weite Reisen, u. a. nach Japan, China, Russland und Korea. Das nie endende Bemühen, aus den engen gesellschaftlichen Zwängen der wilhelminischen Zeit auszubrechen und als Frau Anerkennung für ihr künstlerisches Werk zu erringen, kostete sie viel Kraft. Sie lebte in ständigem Wechsel zwischen Melancholie und Euphorie, was Mitte der 30er Jahre des 20sten Jahrhunderts zu den ersten Anzeichen einer Depression führte. Nach einem 15jährigen Leidensweg starb sie im Jahre 1950.

Neben Hunderten von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen hinterließ sie auch über 2.000 Karten und Briefe. Allein im Ostholstein-Museum befinden sich über 150 Arbeiten von Louise Wagner.

Eine kürzlich von der Wagner-Großnichte Gudrun Rönck und dem Hamburger Jürgen Busse organisierte Ausstellung mit Eutin-Ansichten der Künstlerin in der Kreisbibliothek war außerordentlich gut besucht und zeigte eindruckvoll, welch´ großes Interesse die Arbeiten der Eutiner Künstlerin bis heute erregen.

"Eutin sollte stolz auf Louise Wagner sein und eine Straße nach ihr benennen", so Jepp.

 

 

 

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